Wie im gestrigen Surftipp bereits angekündigt hier also endlich ein Special über die bipolare Störung. Auf meiner website habe ich "meinen Monstern" längst eine ganze Box gewidmet. Als ich aber gestern im Kino auf die nagelneue Öffentlichkeits-Kampagne "Schattenkampf" gestossen bin, habe ich beschlossen, dieser hier in DIE VOLL BEWEGLICHE TANTE ein kleines Special zu widmen.
Filmausschnitte: Für den ganzen Film klick HIER!
1. Der Titel.
Finde ich schlecht. Ein zusammengesetztes Wort aus zwei eher negativ wirkenden Einzelworten. Schatten. Und dann noch Kampf. Macht nicht viel Hoffnung. Ja doch, den "inner Struggle", den "wir Bipolaren" durchfighten müssen, kann nicht jeder Sehen, denn er findet im Gehirn statt. Also doch Kampf? Und Schatten? Hast du'n Schatten? Hm...
2. Das Schlüsselbild (Keyvisual).
Der in kranken Phasen konträr agierende Schatten ist eine gute Idee, finde ich. Ist doch in jeder Phase der Keim der entgegengesetzten enthalten. Leider.
3. Der Film.
Die Bildsprache ist flach. Die Frau ist zu mainstream-gefällig. Ebenso Kleidung, Schuhe, Inneneinrichtung. Seit wann braucht es in einer Manie eine Sektflasche für's Prickeln und Lustigsein?! Und in der stabilen Phase dazwischen (erkannbar am passenden Schatten) – sind die Farben dann nicht mehr bright, oder was? Noch schlimmer: In der Depression verwandelt sich das Heim in ein Dreckloch? Bei mir nicht. Und warum ist die Frau so dünn? Nimmt sie etwa kein Lithium? Warum wird überhaupt eine Frau gezeigt? Verrückte Frauenzimmer eben? Und warum ist die Person immer alleine und abgeschottet zuhause? Was ist mit der Interaktion mit anderen Menschen, der Außenwelt, Arbeitsplatz, Familie, Kinder, Freunde? Da wird es doch erst richtig interessant... mitunter leider tragisch...
>> Meine alternative-Filmidee, also eine von meinen vielen:
Kurze Interviewsequenzen mit echten betroffenen beider Geschlechter und verschiedener altersstufen. Worst-case-Beispiele erzählen von der verbrannten Erde, die zurückgelassen wurde. Stabilisierte Langzeiterfahrene machen Hoffnung und erzählen (mal im extremen Close-up, mal in viel verratender Umgebung) von ihren erfolgreichen Schutzmaßnahmen jenseits ihrer Medikamente... die ganze Palette von Entsetzen über Schrecken, Brillianz bis Hoffnung... wie das Leben eben ist. Umso mehr mit seinen extremen Zuspitzungen durch die bipolare Störung.
Der Film soll betroffen machen, wach rütteln, schockieren, aber auch trösten und beruhigen. Für Verständnis und Unterstützung werben. Mut machen, sich Hilfe zu holen. Zeigen: You are not alone.
4. Die Texte.
Die Texte, die für die Schattenkampf-Website ausgewählt wurden sind ok.Darum habe ich hier das Wichtigste zusammengestellt. Den letzten Absatz habe ich allerdings hinzugefügt, da es tröstet und motiviert, mich nicht alleine, sondern gar in allerbester Gesellschaft zu wissen.
Die Bipolare Störung
Jeder hat schon einmal Stimmungsschwankungen erlebt – Momente der Niedergeschlagenheit oder Euphorie. Aber manisch-depressiv sein oder eine bipolare Störung haben ist ein verzweifelter Kampf mit sich selbst – hin und her gerissen…
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt die bipolare Störung zu den zehn Erkrankungen, die am häufigsten zu dauerhafter Beeinträchtigung führen. 10-20% der Betroffenen nehmen sich das Leben.
Symptome der depressiven Episode
1) Betrübte Stimmung, Gefühl der Leere und Traurigkeit - Häufiges, teilweise grundloses Weinen
2) Suizidgedanken
3) Verlust von Energie und innerem Antrieb
4) Minderwertigkeits- und Schuldgefühle
5) Interessenverlust an Dingen oder Aktivitäten, an denen man früher große Freude hatte
6) Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
7) Schlafstörungen („vor lauter Sorgen nicht schlafen können“) und Müdigkeit am Tag
8) Probleme beim Denken und Konzentrationsschwäche (z. B. ein Buch lesen und am Ende einer Seite den Anfang vergessen)
Symptome der manischen Episode
1) Großartige Pläne in Bezug auf die eigene Person
2) Rastlosigkeit und ein verringertes Schlafbedürfnis
3) Gesteigerter Rededrang, sehr schnelles Sprechen
4) Gedankenrasen von einer Idee zur nächsten („Ideenflucht“)
5) Unfähigkeit zur Konzentration, schnell abgelenkt sein - Starke Reizbarkeit und Ungeduld
6) Starkes Verlangen, aufregende Dinge zu tun, ohne über die Konsequenzen nachzudenken
7) Erhöhter Alkoholkonsum, ungewöhnlich großes sexuelles Interesse, Hang zum Kaufrausch
8) Änderungen des Geschmacks: plötzlich schrille, bunte Klamotten tragen
Die Ursachen
Auch wenn die bipolare Störung noch nicht ganz erforscht ist – die meisten Experten sind der Meinung, dass eine Kombination verschiedener Ursachen ausschlaggebend ist.
1. Chemisches Ungleichgewicht im Gehirn.
Bei einer bipolaren Störung sind häufig entweder zu viele oder zu wenige der Botenstoffe Serotonin („Glückshormon“) und Dopamin im Gehirn vorhanden. Die Folge: Signale zwischen den Nervenzellen werden nicht in der richtigen Menge ausgesendet, wodurch sich Stimmung, Denken, Gedächtnis oder Lernen verändern.
2. Genetische Ursachen.
Zwei Drittel der Menschen mit einer bipolaren Störung haben einen nahen Verwandten, der ebenfalls an dieser Krankheit oder an einer schweren Depression leidet.
3. Auslöser Stress.
Auch einschneidende oder belastende Erlebnisse können eine erste Episode der bipolaren Störung auslösen.
Die Symptome beobachte ich bei mir teilweise völlig anders.
So findet in der Depression manchmal auch gar kein Weinen statt. Dafür in der Manie umso mehr. Dann kommen mir vor lauter Rührung und Lebensfreude sehr oft die Tränen!
Hach, und wenn ich doch nur an Appetitlosigkeit leiden würde... leider war das nur in meiner allerersten Major Depression so. Seither bleibt Essen oft das einzig Wahre...
Schlafstörungen habe ich dann glücklicherweise nur selten. Dafür umso häufiger in manischen Phasen. Meine vielen Ideen während der Highs erlebe und liebe ich, schaffe es aber glücklicherweise, einer Ideenflucht entgegenzuwirken! Das würde mir ja gar nicht gefallen, wenn meine hübschen Ideen fliehen würen. Schlimm genug, wenn die Depression oft eine ordentliche Blockade zischen mich und die Umsetzung meiner Herzensprojekte schiebt! Alkohol, Nikotin, jegliche Drogen sind mir glücklicherweise immer suspekt (dafür heißt meine Droge Schoki) und Kaufrausch könnte ich in allen Phasen haben...
Robert Enke und seine Verzweiflungstat Suizid kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen – das ist der wirklich fiese Aspekt der Krankheit. Umso fieser für die armen unipolaren Depressionskranken. Dann doch lieber bi...
Auch wenn ich psychoedukativ bereits viel daran gearbeitet habe, die Manie nicht allzu sehr zu lieben oder gar einzuladen und zu fördern, bekenne ich doch nach 18 Jahren mit meiner Diagnose, daß ich sie immernoch liebe. Und versuche sie so zu domptieren, daß ich den Ausritt genießen kann, ohne dass das Pferd mit mir durchgeht und es ein schlechtes Ende nimmt... Das gelingt mir schon ganz gut. Ebenso, wie ich es bisher geschafft habe, den wiederkehrenden Suizidgedanken stets die Reste meiner noch gesunden Stirn zu bieten.
Denn ICH BIN ein liebender, fröhlicher, lustiger, bunter Mensch, der das Leben liebt!
Mein Ziel ist, nicht mehr zu leiden. Und jederzeit mein volles Potenzial auszuleben. Live to the max. Ausgeglichen und in Balance. Zu meiner und der anderen Freude!